Mustergültige Monteverdi-Messe

Vespro della Beata Vergine
Reinhard Frank, Schleswig-HOlsteiner Zeitungsverlag
Mandag, 11. oktober See review

 

Claudio Monteverdis "Marienvesper" wurde 1610 uraufgeführt. Das Werk ist also über 100 Jahre älter als die Christkirche. Und sowohl die Komposition als auch die Kirche haben über die Jahrhunderte hinweg ihre Bedeutung gehalten und sogar noch gesteigert. Am Freitag erklang das 90 Minuten dauernde Meisterwerk in einem Konzert mit dem Chor Ars Nova Copenhagen und dem Orchester Concerto Copenhagen in dem Gotteshaus am Paradeplatz.
Die Marienvesper gehört zu den bedeutendsten Werken Claudio Monteverdis (1567-1643). Die Messe wurde für den Gebrauch in einer fürstlichen Kapelle konzipiert, erfordert deshalb auch virtuose Musiker und Sänger. Alle Anforderungen erfüllten der Chor Ars Nova Copenhagen und das Concerto Copenhagen unter der Leitung von Paul Hillier in vorbildlicher Bestform. Eine musikalische Sternstunde!
Dabei begeisterten nicht nur die Könner auf den historischen Instrumenten und die flexiblen Gesangsstimmen die Zuhörer - hier erlebte man Claudio Monteverdis Musik pur und wurde sofort gefangen von ihrem gewissen Ohrwurm-Effekt mit "Suchtfaktor". Monteverdis Musik lässt einen so schnell nicht wieder los - besonders, wenn sie so engagiert, sorgfältig vorbereitet, mit Freude und wacher Begeisterung wie hier interpretiert wird.
Feinste Nuancen arbeitete der Dirigent Paul Hillier heraus, für jeden Teil stellte sich der Chor anders auf. Raffinierte Echo-Effekte mit versteckter Stimme oberhalb des Altars und mit Rücken an Rücken spielenden Flötistinnen steigerten schon beim Zuschauen die Empfindsamkeit für die vielen Finessen dieses Werks. Inspirierend auch, dass im Stehen gesungen und die meisten Instrumente gespielt wurden. So erklang dieses "monumentale Werk" von der ersten bis zur letzten Sekunde in anregender Klarheit und Frische. Viele Monteverdi-Kenner mussten sich zurückhalten, um nicht mit in den betörenden Gesang der Kopenhagener einzufallen.
Monteverdis Musik hatte wieder einmal mit dem schwingend-schwebenden Chorklang, den engelsgleichen Stimmen des Chors und dem besonderen Klang der historischen Instrumente ihren unvergleichlichen Zauber entfaltet. Eine mustergültige Interpretation voller Leichtigkeit, mit gekonnt ausgekosteten Harmonien - wie in den mehrfachen Schluss "Amen". Unvergleichliche Schönheit zog das Publikum anderthalb Stunden lang in den Bann. Atemlose Stille herrschte noch lange nach den letzten Tönen. Dann aber gab es die verdienten, minutenlangen Standing Ovations für die Könner aus unserem nördlichen Nachbarland.